Mit alten Buchseiten oder Notenblätter Dinge zu gestalten, ist schon an sich ein Highlight. Ich finde, dieses Material hat, da es eine Geschichte erzählt, viel mehr Tiefgang als gekaufte Papiere.
Stellt euch nun einmal vor, was alles mit bunt gefärbten Notenblättern oder Buchseiten möglich wäre. Eure kreativen DIYs würden eine ganz andere Dimension bekommen!
Und wie wäre es jetzt noch zusätzlich, solch ein nachhaltiges Designpapier nicht einfach nur selbst zu färben, sondern dies auch noch mit natürlichen Ausgangsmaterialien zu tun? Die Kombination aus Upcycling, Nachhaltigkeit und der Liebe zur Natur harmoniert perfekt zusammen und es entsteht daraus ein Gesamt-Konzept.
Nach der Lektüre eines Buches kam ich auf die Idee, den übrig gebliebenen Färber-Sud zum Färben zu nehmen. Was damit alles möglich ist erläutere ich euch in diesem Beitrag.
Was ergibt welche Farbe?
Wie sich zeigt, eignen sich Notenblätter, Briefumschläge, Buchseiten aber auch Papiere aus dem Skizzenblock und Tortenspitzen hervorragend zum Färben mit Naturmaterialien. Ein angesetzter Sud aus Beeren, Avocado-Resten oder Rhabarber-Blättern (!) zaubert schon fast eine kleine Regenbogen-Farb-Palette. Mit den Rhabarber-Blätter bekommt ihr ein strahlendes Gelb, aus dem Avocado-Sud könnt ihr unterschiedlich intensive Rosatöne erzeugen und die Beeren aus dem eigenen Garten überziehen alles mit einem blassen grauen Schleier.
Den Sud ansetzen & Färben der Papiere
Köchelt die Beeren, Blätter oder Avocado-Reste ca. eine Stunde in einem Topf auf dem Herd. Lasst den Sud abkühlen und siebt die groben Teile ab. In einem flachen großen Gefäß (z.B. ein altes Backblech oder eine große eckige Schüssel) könnt ihr euer Färbegut legen. Achtet darauf, dass die einzelnen Blätter von beiden Seiten Färbesud abbekommen. 10 bis 15 Minuten im Färbebad reichen bereits aus, um schöne Resultate zu erzielen. Gießt den Sud ab und füllt einmal zum Durchspülen frisches Wasser ins Gefäß. Holt nun die gefärbten Blätter heraus, lasst sie kurz abtropfen und legt sie einzeln und flach auf eine glatte, nicht saugende Unterlage (die Arbeitsplatte der Küche, das (kalte!) Ceran-Kochfeld…). Mit einem alten Handtuch saugt ihr überschüssige Flüssigkeit ab und lasst die Blätter nun einfach an der Luft trocknen. Anschließend können die gefärbten Papiere zum Glätten zwischen alte Bücher oder in eine große Blumenpresse gelegt werden.
Ihr könnt den Sud auch mehrmals benutzen. Entweder um große Mengen nach und nach zu färben, oder ihr verdünnt die Färbelösung mit jedem Färbegang ein wenig mehr und bekommt so tolle Farb-Abstufungen in euren bunten Papieren.
Wer den Sud für länger lagern möchte, kocht ihn nach Benutzung einfach noch einmal kurz auf und füllt ihn in saubere (sterile) Gläser ab. So habt ihr für spontane Färbeaktionen immer etwas parat.
Mein erstes Kunstwerk mit gefärbtem Papier
Ein weiteres Buch gab mir noch mehr Inspiration. Kennt ihr schon Online-Drawing? Zeichnen mit nur einer Linie klingt nicht nur spannend, sondern ist es auch. Schaut euch unbedingt meine zwei Buchtipps dazu weiter unten an.
Auf ein mit Avocado-Sud rosa gefärbtem Blatt kam mithilfe von Kohlepapier ein Blumen-Mädchen von Silberstolz. Ein paar Spritzer meiner DIY-Sprühfarbe aus leeren und eingetrockneten Filzstiften sorgen für noch mehr Farbe.
Mit diesem Bild verabschiede ich mich in meinem Art Journal vom Sommer und genieße die letzen Sonnenstrahlen in vollen Zügen.
Buchtipps zu Oneline-Drawing
Hier geht darum, ein Bild mit nur einer Linie zu kreieren, ohne abzusetzen und ohne zu radieren. Daraus resultieren elegante und zugleich schlichte Bilder, die zu vielen Anlässen passen. In Kombination mit Aquarell sind sie einfach wunderschön:
Mit Oneline-Ideen kann man nicht nur Zeichnen, sondern auch Sticken! Kleidungsstücke wie Kleider, Pullis, T-Shirts und Taschen aber auch eine Holzkiste und eine Vase werden in diesem Buch bestickt:
Buchtipp: Stoffe färben mit Naturmaterialien
Und woher weiß ich wie man so schön mit Naturmaterialen färben kann? Ganz einfach: in diesem Buch gibt es alle Tipps rund ums Färben von Stoffen mit Naturmaterialien. Mit den Sud-Resten meiner Stoff-Färbungen verpasste ich Buchseiten, Notenblättern und Co einen Schwups zarter Farben.