Buchtipp: “wild gefärbt” von Abigail Booth

Mit diesem Buch habt ihr ein wunderschönes Anleitungs- und Nachschlagewerk zum Thema Stoffe färben auf natürliche Art. Genau nach solch einem Buch habe ich gesucht. Beim Haupt-Verlag wurde ich fündig und bin absolut begeistert. Umso dankbarer bin ich, eines der Rezensionsexemplare bekommen zu haben, um es euch vorstellen zu dürfen.

Auch wenn ihr euch später an eigene Experimente herantraut, bietet es sich zum Querlesen, noch einmal schnell Nachschmökern und zum Immerwieder-Inspirieren-Lassen an.

Das Buch

Das Buch ist wirklich wunderschön und die einzelnen Abschnitte absolut aufeinander abgestimmt. Es erwarten euch viele harmonische Bilder, die eine Stimmung der Ruhe und die Verbundenheit zur Natur transportieren.

Das Cover.

Nach ein paar einleitenden Worten der Autorin gibt es Tipps zum Sammeln aber auch zum Selber-Anbauen der Färber-Pflanzen. Ihr erfahrt, wie eine Färber-Küche ausgestattet sein sollte und wie der Stoff beschaffen bzw. vorbehandelt werden muss, damit die Farbe auch wirklich einzieht und dauerhaft erhalten bleibt.

Ein Färbesud mit Beeren und Früchten sollte z.B. anders angesetzt werden als einer aus harten Materialien wie Rinde, Schalen oder Zapfen. Ihr lernt worauf es hierbei ankommt. Zum Ende hin gibt es eine ausführliche Auflistung verschiedenster Pflanzen und welche Farbe diese ergeben können.

wild gefärbt

Abigail Booth

Haupt Verlag

ISBN 978-3-258-60177-9

Preis 26,00 Euro

160 Seiten

gebunden

Link zum Buch auf der Verlagsseite, dort könnt ihr auch ein wenig hinein stöbern.

Die Ausgangsmaterialien zum Färben sind in diesem Buch nach verschiedenen Aspekten sortiert: Es beginnt mit Abfällen aus der Küche, die man dann – meiner Meinung nach – eigentlich nicht mehr Abfälle nennen darf. Hier wird mit Zwiebel- und Avocadoschalen oder z.B. mit dem Kochwasser von Rotkohl gefärbt. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit Färber-Pflanzen aus dem Garten, wie z.B. Brennnesseln, Rhabarber oder Brombeeren. Darauf folgen Sommer- und Herbst-Projekte.

Das Buch von hinten.

Jeder dieser Abschnitte zeigt euch sieben bis acht Ausgangsmaterialien zum Färben sowie ein bis zwei dazu passende Nähprojekte. Und das alles mit vielen wunderschönen großen Bildern, bei denen man einfach Lust bekommt alles auszuprobieren und nachzumachen.

Wenn ihr die Nähprojekte nachmachen wollt, solltet ihr nicht gerade blutige Anfänger sein. Aber vom Prinzip ist alles davon gut umsetzbar. Die Auswahl der Nähbeispiele passt zum Färber-Thema: Ihr findet hier unter anderem eine Schürze zum Färben, sowie einen Beutel und eine Tasche in die die Naturmaterialien – bei einem Spaziergang durch die Natur – gesammelt werden können. Zum Thema Färben mit Küchenabfällen gibt es eine Nähanleitung für Untersetzer und ein Platzset. Im Herbst – zum gemütlichen Einkuscheln an nass-grauen Tagen – Kissen und Decke im Patchwork-Look.

Natürlich kann man diese Dinge auch für andere Tätigkeiten nutzen, aber so passt es einfach perfekt zum Thema des Buches.

Das Buch und ich

Vorbereitungen

Auf das Entschlichten des Stoffes (erster Schritt der Vorbehandlung) habe ich in meinem Fall verzichtet. Bei mir handelte es sich um ein altes Bettlaken, welches schon oft gewaschen wurde. Deshalb sollten sich hier keine Rückstände aus der Textilproduktion mehr befinden, die das Färbe-Ergebnis beeinträchtigen könnten.

Beim Beizen (zweiter Schritt der Vorbehandlung) habe ich mich für ein anders Rezept aus dem Internet entschieden und nicht das aus dem Buch genommen. Dies aus dem einfachen Grund, da ich für ersteres alle Zutaten zuhause hatte.

Das Beiz-Bad und die anschließende Färbung mit Avocado.

Färbungen

Für die Färbe-Versuche bediente ich mich im eigenen Garten, in unserer Küche sowie an Opas Vorräten. So gab es Färbungen mit Rhabarber, Beeren, Walnüssen und Avocado.

Generell zu beachten ist, dass je nach Art des Stoffes, die Farbe nach dem Färben anders ausfällt. Das kann man bei mir ganz gut an der Avocado-Färbung erkennen. Hierfür habe ich am nächsten Tag den Sud einfach ein weiteres Mal benutzt und eine Kinderleggins (sehr glatte Baumwolle) gefärbt. Natürlich ist die Farbintensität auch davon abhängig wieviel Färbematerial man in den Sud gibt, manches Mal auch davon, in welcher Jahreszeit die Pflanzen geerntet wurden.

Meine Rhabarber- und Beeren-Färbungen sind im Vergleich zu den Buch-Beispielen z.B. etwas heller ausgefallen. Ganz anders beim Versuch mit der Avocado. Aber wie es auch im Buch beschrieben ist, es ist einfach total spannend zu sehen, welche Ausprägung letztendlich der eigene Farbton bekommt. Hier kann man nach Herzenslust variieren, mischen und probieren.

Aus der Farbkombination Beere-Rhabarber-Walnuss werde ich bald einen kleinen süßen Erntebeutel nähen, wie ihr ihn oben in der Bildergalerie sehen könnt. Auch bekommt ihr dort einen guten Einblick in den Aufbau des Buches, welcher absolut durchdacht ist.

Meine Färbe-Resultate.

Mein neues Lieblingsbuch!

Dieses Buch ist wirklich wirklich wirklich toll! Den Theorie-Teil habe ich mir in der Vorbereitung einmal am Stück durchgelesen. Während den einzelnen Schritten des Färbens, konnte ich immer wieder schnell zum aktuellen Abschnitt blättern und nochmal nachlesen auf was es gerade ankommt, ob ich nichts vergessen habe, wie lange der Sud nun ziehen oder kochen muss…

Auch die Zusammenfassung am Ende, die übersichtlich auflistet, welche Pflanze wie färbt, finde ich absolut hilfreich. Denn dort finden sich noch so einige Pflanzen, Beeren, Früchte und Naturmaterialien, welche in meiner direkten Umgebung ohne großen Aufwand beschafft werden können.

Auf den großformatigen Bildern sieht man die Autorin selbst beim Pflanzen sammeln, beim Färben, beim Nähen und Kaffeetrinken und erfährt so regelrecht ihre Nähe und ihren Bezug zum Thema; und das auf eine ganz unaufdringliche Art und Weise.

Fazit

Dieses Buch macht einfach Lust auf mehr. Auf Sofort-Ausprobieren-Wollen, auf mehr Experimentieren, auf Nähen, auf den nächsten Spaziergang in der Natur, auf eine entspannte Tasse Tee…

Wer nach diesem Buch noch nicht genug hat…

…dem empfehle ich sich einmal ‘Natürlich Makramee’ anzuschauen. Ein Buch, welches sich mit dem von Abigail Booth, sehr gut verstehen wird:

Hierbei geht es um Makramee-Projekte bei denen die Autorin ihre Garne ebenfalls mit Naturmaterialien einfärbt. Das passiert zumeist vor dem Verknoten; für das sogenannte Dip-Dye jedoch erst danach. Schaut gerne in meinem Beitrag dazu vorbei und seht, wie natürlich gefärbte Garne und Makramee zusammen harmonieren.